Vor ein paar Tagen wurde der Deutsche Bundestag neu gewählt und wir erwarten eine neue Regierung. Gnadenlos haben die Parteien im Wahlkampf um jede einzelne Stimme gekämpft, um die Machtverhältnisse zu klären und eine regierungsfähige Mehrheit zu bekommen. Welche Partei würde nach dem Wahlergebnis noch auf die Idee kommen, ihre gewonnen Mandate zu teilen und an die Verlierer Sitze abzugeben?
Es kostet oft Überwindung, das was man einmal hat, zu teilen und etwas davon abzugeben. Wir sind ja schon bereit zu teilen und auch gern etwas abzugeben, doch allzu oft nur dort, wo wir auch einen Nutzen für uns selber sehen. Wenn es zum Beispiel um Geschenke für Angehörige oder um ein Sparbuch für die Enkel geht, die sich ja hoffentlich dankbar erweisen, dann geben wir mit Freude.
Wenn es aber um die Nachbarn, die Arbeitskollegen oder uns nicht nahestehenden Menschen geht, fällt uns das Teilen oft nicht so leicht. Wir wägen ab und beurteilen die Menschen, ob sie Hilfe brauchen und ob sie überhaupt würdig sind, Hilfe zu empfangen. Tatsächlich sind aber viele Menschen existentiell darauf angewiesen, dass wir mit Ihnen teilen.
Der allmächtige Gott hingegen ist auf unsere Opfer nicht angewiesen. Was könnten wir dem Schöpfer der Welt auch zurückgeben, um ihm unsere Dankbarkeit zu zeigen? Obwohl uns das wahrscheinlich leichter von der Hand ginge, Gott etwas zu opfern, als unseren Nachbarn und Mitmenschen etwas abzugeben.
Doch drücken wir unsere Dankbarkeit gegenüber dem dreieinigen Gott am besten aus, indem wir die uns von IHM anvertrauten Gaben mit anderen teilen und einen Teil unseres Wohlstandes dem Nächsten „opfern“. Sicherlich sind da nicht unbedingt Wählerstimmen oder Sitze im Bundestag gemeint – aber alles womit wir selbst an Gutem und Wertvollem in unserem Leben von Gott gesegnet sind.
Teilen ist also etwas Gutes, vor allem wenn es ohne Berechnung und Ansehen der Person geschieht. Denn so teilt und schenkt Christus uns reichlich und vorbehaltlos Alles, was ER uns erworben hat: Vergebung und ewiges Leben. Das haben wir! Lassen wir uns immer wieder daran erinnern, indem wir dankbar teilen und Gutes tun, womit uns der dreieinige Gott in unserem Leben gesegnet hat.
In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes Erntedankfest!
Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl