Liebe Gemeinde, liebe Leser!
Was für ein wunderbarer Zuspruch, den wir da im 1. Petrusbrief hören dürfen: „Ihr seid Berufen und auserwählt – Gottes heiliges Volk.“
Gott liebt alle Menschen, aber nicht alle Menschen wollen davon etwas wissen. Damit sind nicht nur die gemeint, die sein Wort und seine Gottesdienste gering schätzen, sondern auch die, welche meinen, die Seligkeit auf andere Wege zu finden. Die Einstellung, „wer sich müht, ein rechtschaffendes Leben zu führen, dem wird Gott am Ende die kleineren Sünden schon vergeben und den Zugang zum Himmel gewähren“, ist jedoch zutiefst geprägt von Misstrauen gegen Gott.
Unsere Berufung und Auserwählung ist nicht begründet in unserer Leistung oder unserem Bemühen, ein rechtschaffendes Leben zu führen, sondern in unserer bedingungslosen Annahme durch Christus.
„Der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Matthäus 20, 23)
Gott beruft, erleuchtet, heiligt, erhält und sammelt durch den Heiligen Geist. ER macht Menschen zum Volk SEINES Eigentums, indem er in ihnen das Vertrauen auf Christus weckt. Diese klare Botschaft ist ein Schatz der Lutherischen Kirche, den es so in keiner anderen Kirche gibt: Gott handelt und tut allein alles für unsere Erlösung – wir können und müssen nichts dazutun!
Wer anderes lehrt und behauptet, der verachtet Christus und sein Leiden und Sterben für uns. Denn allein ER hat uns erlöst, „nicht mit Gold oder Silber sondern mit SEINEM Heiligen teuren Blut“. „Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Ferne wart, nahe geworden durch das Blut Christi.“ (Epheser 2, 13) Das ist die „Wohltat“, die er an uns getan hat, die es gilt zu bezeugen und zu verkündigen und vor allem immer wieder daraus zu leben.
Ich wundere mich oft darüber, wie unterschwellig nach manchen Predigten die Seligkeit durch rechtschaffendes Handeln und politisches Engagement für Gerechtigkeit erarbeitet werden muss, und Christen damit zum Misstrauen statt zum Vertrauen gegen Gott angeleitet werden. Wer unter dem Deckmantel des Evangeliums Menschen so irre führt, zeigt an, dass sie vom wahren Glauben – der immer wieder zu Christus flieht und ganz und gar an IHM hängt – nichts begriffen hat. Denn „Glaube“, der nicht zu 100 Prozent auf Christus vertraut, ist letztendlich Unglaube und Misstrauen gegen Gott.
Es steht außer Frage, dass Gottes „auserwähltes und Geheiligtes Volk“ Gutes tun soll und muss. Aber das ist keine Bedingung für Gottes rettendes Handeln an uns, und nur so ist es auch der wunderbarste und trostreichste Zuspruch überhaupt. „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.“ (Epheser 2, 4)
Eine gesegnet Passionszeit und ein zuversichtliches Fest der Auferstehung.
Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl