Können wir heutzutage noch ernsthaft vom Teufel reden? Gehört der Teufel nicht schon längst nur noch zu den Schreckgestalten im Karneval oder in Horrorfilmen? Als aufgeklärte Menschen sehen wir doch die Ursache und Verantwortung für das Böse bei jedem selbst. Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire, hat einmal gesagt: „Die größte List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.“
Im Wochenspruch zum ersten Sonntag der Fastenzeit Invokavit werden wir an die Auswirkungen dieser Vorstellung erinnert: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an.“ Das Werk des Teufels besteht in erster Linie darin, unser Verhältnis zu Gott, unserem Schöpfer, zu zerstören. Wo wir Menschen uns von Gott lösen, beginnt sein Gottfeindliches Werk, denn der Teufel ist zuerst der Feind Gottes. Alle Bosheit, Unfrieden und Streit in der Welt resultieren letztendlich aus unserem Misstrauen gegenüber Gott. Wann immer uns die Schätze dieser Welt wichtiger sind als von Gott geliebt zu sein, lockt uns der Teufel mit Macht, Ansehen und Besitz auf Erden. Denn sein Werk ist, dass wir Gottes Wort und Wirken in den Wind schlagen.
In der Geschichte von der Versuchung Jesu (Mt 4, 1-11), setzt der Teufel auch bei ihm genau an dieser Stelle an. Er will den Vater und den Sohn entzweien, indem er Jesus dreimal versucht. Doch Jesus widersteht seinen Versuchungen dadurch, dass er an Gottes Wort festhält und sein Vertrauen ganz auf Gott setzt. Wie viele Menschen vertreten die Ansicht, dass da schon irgendwo ein Gott sein mag, aber sie haben keine Vertrauensbeziehung zu ihm. Wer aber sein Vertrauen allein auf sich selbst setzt, der ist schon den Versuchungen des Teufels erlegen – und wir müssen nicht erst Verbrecher aufsuchen, um dieses Werk des Teufels zu sehen.
Damit aber unser Verhältnis und unser Vertrauen zu Gott wieder in Ordnung kommt, „dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Christus hat mit seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung die Macht des Teufels gebrochen. Ein alter Kirchenlehrer hat einmal gesagt: „Nach dem Kommen Christi ist der Teufel wie ein alter angeketteter Hund: Er kann bellen und so viel zerren wie er will, aber wenn wir uns ihm nicht nähern, kann er uns nicht beißen.“ Wir sollen Respekt haben vor dem Bösen, aber in Christus müssen wir kein Übel fürchten, selbst den Teufel nicht. Im Vertrauen auf Christus sind wir unter dem Kreuz geborgen, dass uns der Teufel nichts anhaben kann.
Dass wir im Vertrauen auf diese Botschaft wachsen und so den Weg in die Fasten- und Passionszeit einschlagen, wünscht
Ihr/Euer Pfarrvikar Tino Bahl