Liebe Gemeinde, liebe Leser!

Die Nachricht von die Geburt eines Kindes breitet sich in der Familie und unter Freunden meist schnell aus. Es ist ja auch immer ein höchst freudiges Ereignis, dass sich frühzeitig angekündigt und dann auch sehnsüchtig erwartet wird. Allerdings würden wir uns heute wohl kaum über eine Geburt an sich „wundern“, es sei denn, dass die Umstände der Geburt gravierend von unseren Erfahrungen abweichen.

Als Jesus in Bethlehem geboren wurde breitet sich die Botschaft von seiner Geburt durch die Hirten schnell aus, weil sie von ganz wundersamen Umständen begleitet war und die Hirten mit großer Freude erfüllte. Die Erscheinung eines Engels mitten in der Nacht, der den Hirten verkündigt, dass „Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ geboren ist, würde wohl auch heute bei vielen  Menschen eher Verwunderung auslösen, als Freude über die Botschaft der Geburt des Erlösers selbst.

Darum ist das Erkennungszeichen, für die Geburt des Erlösers, das der Engel des Herrn den Hirten mit auf den Weg gibt, auch so wichtig: „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ So haben die Hirten das Kind in Bethlehem auch in einem Stall mit Maria und Josef vorgefunden und gerade in dieser Einfachheit ihren Heiland erkannt. Jetzt war klar, es ist nicht irgendein Kind, sondern es ist „der Heiland, welcher ist Christus, der Herr“.

Gott der Unnahbare und Unendliche durchbricht unsere Erfahrungen und unsere Wirklichkeit und kommt uns Menschen ganz nah, indem er selber ganz Mensch wird und gleichzeitig die ganze Fülle der Gottheit in ihm wohnt, denn „in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. (Kol 2,9) In Christus ist unsere Erlösung greifbar, fest und zuverlässig in diese Welt gekommen. Ist das nicht das größte und schönste Wunder überhaupt?

Viele Menschen sind von dem geschichtlichen Ereignis der Geburt Jesu fasziniert und versuchen jedes Jahr zu Weihnachten ein Stück dieser Stimmung und der Freude der Christen mitzubekommen. Dass es aber bei der Geburt um viel mehr geht, als nur um die scheinbar romantische und wundersame Geburt eines Kindes in einem Stall zu Bethlehem, bleibt leider von vielen unerkannt.

Dabei ist die „Weihnachtsfreude“ gerade da am nächsten, „wo die größte Unruhe des Gewissens ist“, wie Martin Luther in einer Weihnachtspredigt sagt. „Es wird diese Freude wohl allem Volk angeboten, aber doch sind dieser Freude allein die fähig, die erschrockenen Gewissens und betrübten Herzens sind. Welche ohne Furcht und Anfechtung sind, bedürfen dieses Heilandes nicht; die armen Sünder aber, die in Furcht und Schrecken liegen, bedürfen sein. Denen ist Christus der Herr, zu Bethlehem geboren.“ Gebe Gott, dass wir das Wunder seiner Menschwerdung in rechter Freude fassen und behalten mögen!

Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl.