„Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Johannes 15, 13)

Liebe – sie ist das Größte, das Schönste und Wertvollste im Leben eines Menschen. Liebe, die nicht rechnet, die nicht an sich denkt, nichts für sich behält, sondern den andern Menschen glücklich machen will und auch mit seinen Ecken und Kanten annimmt; Liebe, die nur dann wirklich glücklich ist, wenn es der geliebte Mensch auch ist; Liebe, die mit leidet, mit hofft, sich mit sehnt und mit freut. So ganz und gar eins sein, das ist Erfüllung. Sich ganz geben, ohne zu wollen, ohne festzuhalten, ohne zu berechnen – „Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“, so schreibt es der Apostel Paulus im ersten Brief an die Korinther.

Wir stoßen bei einer solchen Liebe an unsere Grenzen. Aber – müssen wir uns nicht abgrenzen? Kann man eine solche Liebe überhaupt leben? Wo bleibe ich dann mit meinem Leben, mit meinen Bedürfnissen, mit dem, was für mich wichtig ist? Ich darf mich doch nicht aus dem Blick verlieren. „Geben“ kann man doch nur, wenn man selbst „hat“, sonst wird alles schief und ich bleibe auf der Strecke.

Und sehenden Auges das Leben für andere zu geben, das kommt heute doch nur in Filmen vor, oder in Heldengedichten – oder in Extremsituationen wie dem Zweiten Weltkrieg, dass einer für einen anderen sein Leben opfert.

Aber es gibt noch den Einen, den ganz Großen, Der Sein Leben hingibt für Seine Freunde: Er, mein Herr, dein Herr, – für mich und dich ganz persönlich! Was für eine Tat! Er gibt Sein Leben, weil Er weiß, dass Seine Freunde dann leben, wenn Er unsern Tod auf Sich nimmt; wir sind dann frei vom Tod, der unser unvermeidliches Schicksal wäre. Es ist der höchste Preis, der je auf dieser Erde gezahlt wurde: der lebendige Gott gibt Seinen Sohn und Der lässt Sein Leben – am Kreuz – für uns!

Wie glücklich können wir sein. Wir haben einen, Der unser Verderben auf Sich nimmt, sehenden Auges, und uns damit das Heil, das höchste Glück schenkt, – von Gott geliebt und durchs Leben getragen zu werden – und durch den Tod in die ewige Freude. Er hält nichts fest, rechnet Sich nichts aus für Sich; Er gibt und verströmt Sich selbst; Seine Liebe geht nicht nur an die Grenze, sondern überschreitet sie und gibt auch noch das Letzte – für mich, für dich!

Wie glücklich können wir uns preisen!
Lasst uns in diese Liebe einhüllen, wie in eine wärmende Decke und sie uns immer wieder bewusst machen; sie ist das Wertvollste, was wir in diesem Leben haben. Und wenn wir das so konkret spüren, dann lasst uns davon abgeben an unsere Mitmenschen.

Ich wünsche Ihnen und Euch – und uns – eine reich gesegnete Passions- und Osterzeit im bewussten Wahrnehmen dieser Liebe.

Ihr und Euer Pastor Johannes Godduhn