Liebe Gemeinde, liebe Leser!

Eigentlich ist die jetzt angebrochene Sommerzeit nicht mehr die Zeit des Pflügens und der Aussaat. Gesät und gepflügt wird vielmehr im Frühjahr oder sogar schon im Herbst. Jetzt ist vielmehr die Zeit des Wachstums und des Reifens. Bei günstigem Wetter dürfen wir auf eine glückliche Ernte hoffen.

Der Monatsspruch für Juli spricht ebenfalls von Saat und Ernte, allerdings in einem übertragenen Sinn. Gott lässt durch den Propheten Hosea sagen: „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den HERRN zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ (Buch des Propheten Hosea, Kapitel 10, Vers 12)

Gott weist uns darauf hin, dass unser Handeln in Taten, Worten und Gedanken mit einem Samen vergleichbar ist, der mit der Zeit aufgeht und etwas hervorbringt. Ähnlich dem Sprichwort: „Was der Mensch sät, dass wird er auch ernten.“ Er fordert uns auf, Gerechtigkeit auszusäen und Gott zu suchen, solange es Zeit ist. Hosea weiß, dass Gott sich nicht immer finden lässt, sondern dass Gott sich auch verborgen halten oder seinen Segen zurückhalten kann. Darum sind wir immer aufgefordert zu überdenken, was wir mit unseren Taten, Worten und Gedanken aussäen und welche Früchte wir zu erwarten haben.

Gott fordert uns auf, dies immer wieder zu tun, nicht nur im Frühling oder wenn wir erst die schlechten Früchte unseres Handelns aufgehen sehen. Gott ermöglicht jederzeit einen Neuanfang, verbunden mit seinem Segen, der Gerechtigkeit über uns regnen lässt. Dabei geht es nicht darum, dass wir mit unserem Handeln perfekt sein müssen und immer alles richtig machen, die rechten Worte finden oder ohne Furcht und Zweifel sind. Innerweltliche Gerechtigkeit werden wir wohl niemals wirklich herstellen können, wie sehr wir uns auch bemühen. Aber in Dankbarkeit, dass wir Fehler erkennen können, und im Vertrauen darauf, dass Gott unsere Umkehr und jeden Neuanfang begrüßt, begleitet und segnet, dürfen wir getrost auf den Anbruch seiner Gerechtigkeit hoffen und sie mit Gewissheit erwarten.

In der Taufe hat Gott den Neuanfang mit uns schon längst begonnen und uns seine Gerechtigkeit geschenkt, indem er uns mit seinem Sohn Jesus Christus verbunden hat. Jetzt zählt nicht mehr, was wir bruchstückhaft mehr oder weniger zu Stande bringen, sondern vielmehr, was Gott an uns, in uns und durch uns wirkt, wenn wir uns seinem Wort aussetzen und ihn so tatsächlich an uns handeln und wirken lassen. So wie Sonne und Regen die Saat aufgehen und wachsen lassen, so lässt Gott auch uns im Glauben, in der Liebe und im Hoffen durch das, was er uns sagt und zuspricht, wachsen und gedeihen. Möge Gott uns die Zeit und den Blick dafür schenken, im Leben immer wieder neu anzufangen, wo es nötig ist, und zu erkennen, was er uns schenkt und wo wir auf den Regen seiner Gerechtigkeit hoffen oder sie auf jeden Fall erwarten dürfen.

Ihr / Euer Pfr. Tino Bahl