Liebe Gemeinde, liebe Leser!

Es gibt viele Dinge auf der Welt, mit denen wir nichts zu tun haben wollen, weil wir sie für unvernünftig oder peinlich halten. Wer damit in Verbindung steht, läuft Gefahr von der Gesellschaft belächelt, diskriminiert oder zumindest benachteiligt zu werden.

Der Apostel Paulus weiß genau um diese Anstößigkeit des Evangeliums, wenn er sagt, dass es „den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit“ ist. (1. Korinther 1, 18)

Dabei sollte uns klar sein, dass die Anstößigkeit des Evangeliums nicht in der Predigt von Moral, Anstand und Gerechtigkeit liegt – wie aus Scham unter Christen oft die Botschaft des Evangeliums reduziert, um nicht zu sagen verdreht wird – sondern die Anstößigkeit liegt allein in der Predigt vom gekreuzigten Christus.

Ein Gott vor dem wir uns durch ethisch rechtschaffendes Verhalten oder sonstige gutgemeinte Werke nichts verdienen können, widerspricht unserem Verständnis von Gerechtigkeit.

Ein Gott, der auf seine Allmacht verzichtet und sich menschlicher Ungerechtigkeit und Unbarmherzigkeit ausliefert, widerstrebt unserem Streben nach Sicherheit.

Ein Gott, der für unsere Sünden leidet, und sogar an unserer Stelle am Kreuz stirbt, ist unserem Stolz peinlich und verletzend.

Die Predigt vom gekreuzigten Christus wirft jede Form unsrer menschlichen Gerechtigkeit, Moral und Stolz über den Haufen. Darum ist die Botschaft des Evangeliums etwas, das bei uns Menschen Widerstand und Unbehagen auslöst.

Und dennoch ist genau dieses Evangelium „eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“, denn der christliche Glaube hängt am allmächtigen dreieinigen Gott, „dem kein Ding unmöglich ist“. (Lukas 1, 37). Im Glauben liefern wir uns ganz der Allmacht und Barmherzigkeit des Gottes aus, der selbst auf all seine Macht verzichtet, sich ganz dem Mutwillen und der Ungerechtigkeit der Menschen preisgibt, um uns von unserer Sünde und unserem Unglauben zu erlösen.

Dieser Gott lässt sich nicht spotten, sein Gericht und sein Urteil wird die Mächtigen dieser Welt und ihre Urteile aufheben. Wie klein, schwach und erbärmlich wäre Gott, wenn wir – wie andere Religionen vorgeben – für sein Reich kämpfen müssten? Gottes Macht ist in den Schwachen mächtig, das ist die Botschaft des Evangeliums vom Kreuz unseres HErrn Jesus Christus. Mit SEINEM Tod und SEINER Auferstehung bürgt Christus selbst für die Zuverlässigkeit der Offenbarung Gottes. In seinem Handeln liegt die Kraft und die Zuverlässigkeit des Evangeliums.

Weil ER allein unsere Erlösung vollbracht hat und uns in der Taufe diesen Glauben schenkt, ist das Evangelium eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben. Gut dass Christus sich nicht für uns geschämt hat und selbst in unserer größten Schande zu uns steht.

Mögen uns in der bevorstehende Passionszeit die Kraft und die Bedeutung des Evangeliums von Christus zu Herzen gehen und unseren Glauben an IHN stärken und entflammen!

Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl