Liebe Gemeinde, liebe Leser!

          Wenn wir heutzutage an Opfer denken, dann fallen uns wahrscheinlich zuerst zeitliche und finanzielle Entbehrungen ein, die wir aufbringen, um uns zum Beispiel einen schönen Urlaub oder ein neues Auto zu leisten.

          Opfern bedeutet tatsächlich, etwas Wertvolles oder Kostbares abzugeben, um damit einen höheren Zweck zu verfolgen oder ein höheres Ziel zu erreichen. Wer so motiviert etwas gibt und ein Ziel vor Augen hat, für den hat am Ende das Erreichte auch einen ganz besonderen Wert, weil er weiß, warum und wofür er es tut und was es kostet.

          Im biblischen Sinn erinnern uns Opfer an die Hingabe Jesu für uns. ER gab sich selbst als Opfer, um uns ohne unser Zutun von unseren Sünden zu erlösen. Das ist der Kern des Evangeliums. Denn nicht durch unsere Opfer sind wir von Gott angenommen, sondern allein um Christi Willen. SEIN Opfer zeigt uns, wie sehr Gott uns liebt.

          Was könnten wir Gott auch schon geben, was er uns nicht zuvor gegeben hat? Wenn Gott von uns also etwas fordert, dann geht es nicht um eine Beeinflussung oder gar Bestechung Gottes, sondern vielmehr um den Ausdruck unserer Dankbarkeit IHM gegenüber und die Wertschätzung der Dinge, mit denen ER unser Leben täglich erhält.

          Gott, dem Schöpfer und Geber, von dem wir alles haben, gilt es also „gern, reichlich und ohne zu geizen“ die Ehre zu erweisen. Wer das im Glauben erkannt hat, wird immer wieder auch dankbar erkennen, das Gott uns tatsächlich täglich so reichlich versorgt, dass wir dies durch fröhliches Geben auch zeigen können. Keiner wird zu wenig oder zu viel haben, um damit nicht zeigen zu können, woran sein Herz wirklich hängt.

          Die Einstellung, „Gott habe das nicht nötig“, ist egoistisch und selbstgerecht, um nicht zu sagen undankbar. Gerade in der Zeit des Wohlstandes, mit dem unser Land unbestreitbar gesegnet ist, wird Gott als Geber und Schöpfer fast völlig vergessen. Dabei hat Gott auch die Macht, alles wieder zu nehmen, was er uns gibt – am Ende auch das Ewige Leben. Wenn ich seine Schöpfergaben und das Opfer seines Sohnes als selbstverständlich ansehe, dann ist meine Liebe und mein Vertrauen in IHN längst erkaltet, wenn nicht gar tot.

          Ich wundere mich immer wieder über Gottes Geduld, die er mit uns Menschen hat, und mit der er uns nachgeht. Ich bin dankbar, dass er uns in Christus immer wieder zeigt, wie sehr er uns liebt und dass ER alles gibt, was ihm teuer ist, um uns zu erlösen. Schön, dass er es uns sonntags in seiner Kirche immer wieder deutlich sagt, schmecken und erfahren lässt!

          Diesen Gott zu ehren, sollte uns nicht schwer fallen. Im Gegenteil, gern und reichlich, ohne zu geizen, dürfen auch wir ihm unsere Liebe zeigen. Dies nicht nur zum Erntedankfest, sondern regelmäßig zu tun, wird unserer Beziehung zu IHM auf keinen Fall schaden, sondern sie wie jede lebendige Beziehung kräftigen und vertiefen.

          Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl.