Deutschland gehört zu den Ländern der Welt, in denen es den Menschen materiell und finanziell mit am besten geht, aber es gibt wohl kaum ein anderes Land, in dem so viel gemeckert und geklagt wird. Was bezwecken wir eigentlich mit unserem Reden, wenn wir kritisieren und schimpfen? Wissen wir wirklich immer alle Hintergründe oder die Lösung aller Probleme?

Oft bauen wir mit unserer Unzufriedenheit und unserm Klagen Ängste und depressive Stimmungen auf, anstatt uns über das Gute im Leben zu freuen oder es zu teilen. Besonders mit dem, was wir reden, könnten wir doch denen so viel Segen bringen, die es hören. Der Apostel Paulus hat dabei das Wort Gottes im Blick, das wir nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in den Gesprächen mit unseren Mitmenschen bewegen sollen. „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ So sagt Christus im Lukasevangelium (Lk 6, 45) Doch damit uns der Mund davon übergeht, müssen wir es selbst erst einmal im Herzen haben.

Dabei ist Gottes Wort so erbaulich und gut, weil ER hält, was ER verspricht, besonders im Blick auf die Lösung von Schuld und Anklage. Und wer sich darauf verlässt, dem wird es tatsächlich zum Segen.

Im Gegensatz zu uns hätte Gott tatsächlich Grund zu klagen, weil seine Kirchen oft so leer sind und weil die Menschen lieber IHM und anderen Vorwürfe machen, als ihre eigene Unzulänglichkeit und Schuld zu überdenken.

In jeder Anklage und jedem Vorwurf steckt nämlich nicht nur ein Urteil über den Nächsten, sondern indirekt auch das Urteil über uns selbst. Denn wer die Schuld immer nur bei den Anderen sieht, der rechtfertigt sich selbst und verlässt sich nicht auf die allein rechtfertigende Gnade Jesu Christi, der doch gerade für uns ans Kreuz gegangen ist, damit wir uns nicht selbst rechtfertigen müssen.

Ich denke, um SEINETwillen ist es einen Versuch wert, in der vor uns liegenden Fastenzeit mal auf überflüssige und anklagende Worte zu verzichten, und dafür IHM und SEINEM Wort in unserem Alltag etwas mehr Raum zu geben. Das wird sich bestimmt nicht nur auf uns selbst segensreich auswirken!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gesegnete Fasten- und Passionszeit!

Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl