Der Frühling lässt in diesem Jahr lange auf sich warten. Schnee und Frost, wie im tiefsten Winter, haben den kalendarischen Frühlingsanfang bestimmt. Dabei haben diejenigen unter uns, die einen Garten haben, längst darauf gewartet aussäen und pflanzen zu können. Damit die Pflanzen Wurzeln schlagen können, muss aber erst der Frost aus dem Boden sein. Nur so können die Pflanzen tief im Erdreich verwurzelt werden, damit sie später auch die benötigten Nährstoffe mit ihren Wurzeln aufnehmen können.

Ganz wie die Pflanzen ist auch jeder Christ eingepflanzt worden, so beschreibt es der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser. In der Heiligen Taufe hat uns der Dreieinige Gott in sich selber eingepflanzt und mit sich verbunden: Er hat das Samenkorn des Glaubens durch den Heiligen Geist ausgesät, in der Heiligen Taufe den Menschen bewässert und begossen, damit der Christ Wurzeln treibt. Je tiefer unser Glaube an Jesus Christus verwurzelt ist, umso schwerer haben es der Sturm des Lebens mit all seinen Nöten und Sorgen, uns von Gott loszureißen.

Es besteht die Gefahr, dass wer nur oberflächlich, aus Tradition oder anderen Motiven heraus den Glauben versucht zu leben, entwurzelt wird, einknickt oder schlicht weg vertrocknet und umfällt. Denn genau das geschieht, wenn eine Pflanze oder ein Baum nicht mehr fest im Erdboden verwurzelt ist. Er stirbt. Wer also nicht fest in Christus verwurzelt ist, der geht kaputt und der Glaube stirbt ab.

Der Apostel Paulus beschreibt Christus als den guten Mutterboden für unseren Glauben. „Christsein“ heißt: In Christus verwurzelt bleiben. Also mit unseren Wurzeln uns nach seinem Wort ausstrecken, es aufnehmen und danach handeln. Denn sein Wort ist Lebenswort – das uns Kraft und Halt im Leben gibt. Diese Lebensworte werden im sonntäglichen Gottesdienst in den Lesungen und in der Predigt verkündigt. Es versorgt uns aber auch in der Bibelstunde, in den Liedtexten im Kirchenchor oder in der Andacht zu Hause. Wer Gottes Wort hört und im Alltag danach lebt, bleibt in Jesus Christus verwurzelt.    Allein das tägliche hören auf die Christusbotschaft, ermöglicht uns fest zu bleiben und im Glauben zu wachsen. Der Glaube, in dem wir unterwiesen worden sind, will auch im Alltag gelebt sein. Da zeigt er seine Früchte. Um diese Früchte des Glaubens hervorzubringen, braucht es die Mineralstoffe, die uns Jesus Christus schenkt. Eine Pflanze steht ja, wenn sie tief in der Erde verwurzelt ist im Saft, der sie versorgt und Blüten und Früchte wachsen lässt. Auch als Christen brauchen wir Lebenssaft, der unseren Glauben versorgt: Es ist das Heilige Abendmahl.

Jesu Leib und Blut sind Mineralstoffe und Lebenssaft, die uns in diesem Leben nicht verdursten lassen und den Glaubensdurst löschen. Sein Leib und Blut sind die Mineralstoffe für die Ewigkeit. Der Apostel Paulus mahnt, bei dem zu bleiben, was sie gelernt haben. Das gilt auch der Kirche, bei dem zu bleiben, was ihr in der Verkündigung von Gesetz und Evangelium sowie der Darreichung der Sakramente aufgetragen ist. Gemeint ist damit sicher nicht an liebgewordenen Strukturen krampfhaft festzuhalten oder in ausgetretenen und bekannten Pfaden zu gehen, sondern lebendig mit Herz und Hand den in Christus verwurzelten Glauben zu leben. Das kann durchaus Veränderungen von Strukturen nach sich ziehen. Wichtig ist und bleibt aber fest in Christus verwurzelt zu sein und zu bleiben. Dann gehen die Knospen auf. Der Frühling, auch in Kirche und Gemeinde, kann kommen!

Ihr/Euer Pfarrer Tino Bahl